Alternative Risikoprämien
Alternative Risikoprämien - Optimierung des Rendite-Risiko-Profils
Im Niedrigzinsumfeld stehen Investoren der Herausforderung gegenüber, auskömmliche Portfoliorenditen zu erwirtschaften. Nicht zuletzt die Anfang September 2014 erfolgte Senkung des Leitzinses auf den neuen Tiefstwert von 0,05 Prozent durch die EZB lässt die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Zinsdilemmas weiter sinken. Aufgrund dieser Entwicklung wächst der Wunsch, neue Renditequellen zu erschließen, stetig. Alternative Risikoprämien rücken daher in jüngster Zeit verstärkt in den Fokus von Investoren.
Alternative Risikoprämien lassen sich durch regelbasierte Investitionsstrategien vereinnahmen und versprechen langfristige Überrenditen sowie vorteilhafte Korrelationsstrukturen sowohl untereinander als auch in Kombination mit klassischen Risikoprämien wie beispielsweise Aktienrisikoprämien. Eine Ergänzung klassischer Multi-Asset-Portfolios um alternative Risikoprämien könnte somit ein Ausweg aus dem Zinsdilemma sein oder zumindest helfen, die negativen Effekte abzuschwächen.
Strategien, mit denen sich alternative Risikoprämien vereinnahmen lassen, können die Folgen des Zinsdilemmas abmildern. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie, die der Lehrstuhl für Finanz- und Bankmanagement in Zusammenarbeit mit Union Investment, der Kapitalanlagegesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken im vergangenen Jahr durchführte. Bearbeitet wurde das Projekt seitens des Lehrstuhls von Prof. Dr. Arnd Wiedemann und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Timo Six. Mit alternativen Risikoprämien lassen sich nicht nur langfristig stabile Überrenditen erzielen. Dank ihrer günstigen Korrelationseigenschaften und hohen Liquidität eignen sie sich zudem sehr gut für die Diversifikation und Optimierung des Rendite-Risiko-Profils eines Portfolios.
Konkret sollen im Kontext der Studie die folgenden Forschungsfragen beantwortet werden:
- Generieren alternative Risikoprämien langfristig stabile Überrenditen und, falls ja, gibt es eine ökonomische Erklärung für ihre Existenz?
- Wie korrelieren die Renditen alternativer Risikoprämien zum einen untereinander und zum anderen im Vergleich zu den Renditen traditioneller Asset-Klassen?
- Lässt sich durch die Beimischung eines Portfolios aus alternativen Risikoprämien zu einem klassischen Multi-Asset-Portfolio dessen Rendite-Risiko-Struktur verbessern?
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Analyse von vier ausgewählten Strategien, mit denen alternative Risikoprämien realisiert werden können. Während Size-Strategien versuchen, die Renditedifferenz zwischen Unternehmen mit hoher und geringer Marktkapitalisierung auszunutzen, setzen Value-Strategien auf die Renditedifferenz zwischen Unternehmen mit hohem und niedrigem Buch-Marktwert-Verhältnis. Momentum-Ansätze wiederum zielen auf Renditeunterschiede von Werten mit starker und schwacher Wertentwicklung ab. Low-Risk-Strategien hingegen konzentrieren sich auf die Renditedifferenz zwischen Papieren mit hoher und geringer Volatilität. Bei allen vier Ansätzen können die alternativen Risikoprämien über das gleichzeitige Eingehen von Long- und Short-Positionen realisiert werden.
Die Betrachtung der Wertentwicklung entsprechender Long-Short-Portfolios über einen Zeitraum von 2003 bis 2014 kommt zu einem klaren Ergebnis. "Alle vier Strategien weisen langfristig eine positive Performance auf und liefern auch in Krisenzeiten stabile Renditeergebnisse", erklärte Arnd Wiedemann. Die höchste Risikoprämie erzielte mit durchschnittlich 5,79 Prozent Rendite pro Jahr die Size-Strategie, gefolgt von der Momentum-Strategie mit durchschnittlich 4,84 Prozent Rendite jährlich. Mit dem Value-Ansatz konnten Investoren eine durchschnittliche Jahresrendite von 3,88 Prozent generieren. Bei der Low-Risk-Strategie lag sie bei 3,3 Prozent.
Zu einem positiven Befund gelangt auch die Analyse der Korrelationseigenschaften. So besteht zwischen den Renditen der vier alternativen Risikoprämien-Strategien durchgehend nur ein sehr geringer Gleichlauf. Zwischen dem Momentum- und dem Value-Ansatz sowie zwischen der Low-Risk- und der Value-Strategie sind die Korrelationen sogar negativ. "Vor diesem Hintergrund bietet es sich an, ein aus den einzelnen Risikoprämien bestehendes Portfolios zur stärkeren Diversifikation zu nutzen", so Arnd Wiedemann. Aufgrund ihrer geringen Korrelation zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien oder Renten bieten sich alternative Risikoprämien besonders zur Diversifikation von Multi-Asset-Portfolios an. So reduziert schon eine zehnprozentige Beimischung die Volatilität im erweiterten Multi-Asset-Portfolio um 0,59 Prozentpunkte. Der maximale Drawdown verbessert sich um 2,15 Prozentpunkte. Auch die Sharpe Ratio steigt erkennbar an.
Publikationen:
Die Studie ist auf deutsch und auf englisch für Sie verfügbar (Quelle: Wiedemann, Arnd; Six, Timo: Alternative Risikoprämien - Renditetreiber und Diversifikationsturbe?, Edition Risikomanagement 1.14).
Berichterstattung:
Risiko-Manager (01-2015, S. 20-21), Fotonachlese
Handelsblatt, Auswege aus dem Zinstief
FIRM, Interview mit Prof. Dr. Arnd Wiedemann
Portfolio Institutionell, Mit alternativen Risikoprämien dem Niedrigzinsumfeld trotzen
Roundtable, Risikomanagement bei der Kapitalanlage
Impressionen:
Prof. Wiedemann stellt die Ergebnisse auf der Risikomanagementkonferenz vor:
(Risiko-Manager, 01-2015, S. 25-29)