Szenariobasierte Asset Allocation
Wir leben in einer Welt voller Risiken und Ungewissheiten. Gerade in der Kapitalanlage sind die Ergebnisse des Handelns einer Fülle von Einflüssen unterworfen. Gesucht sind Orientierungshilfen, um bei den Entscheidungen den richtigen Kurs zu finden. Risikomodelle sind erste Ansatzpunkte, stoßen aber oftmals an Grenzen, wenn Extremsituationen eintreten. Schwarze Schwäne sind verbreiteter, als Modelle sie prognostizieren. Entscheidungstheorie und Szenariotechnik können hier wertvolle Unterstützung bieten.
Genau diese Ausgangslage hatte das Projekt vor Augen, das der Lehrstuhl für Finanz- und Bankmanagement in Zusammenarbeit mit Union Investment, der Kapitalanlagegesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken im vergangenen Jahr durchführte. Bearbeitet wurde das Projekt seitens des Lehrstuhls von Prof. Dr. Arnd Wiedemann und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Timo Six. Die Studie zeigt, wie die Szenariotechnik in der Asset Allocation eingesetzt und wie bei der Optimierung die individuelle Risikoeinstellung des Investors berücksichtigt werden kann. Dabei lassen sich auch extreme Fat-Tail-Ereignisse in die Analyse einbeziehen.
Seit Jahrzehnten dominiert in der finanzwirtschaftlichen Literatur das von Harry Markowitz zu Beginn der 50er-Jahre formulierte Konzept der rendite-risikoorientierten Asset Allocation. Diese Methodik hat in den letzten Jahren eine grundlegende konzeptionelle Weiterentwicklung erfahren, die nicht zuletzt durch die jüngsten Krisenereignisse an den Finanzmärkten vorangetrieben wurde. Unter anderem wächst bei Investoren der Wunsch, extreme Fat-Tail-Ereignisse im Rahmen der Asset-Allocation-Entscheidung zu berücksichtigen. Der Einsatz von Szenariotechniken ermöglicht neben der Einbeziehung realistischer ökonomischer Entwicklungsszenarien auch die Berücksichtigung von Stressszenarien. Eine szenariogestützte Asset Allocation kann daher ein effektives Instrument zur Generierung von stressrobusten Portfolios darstellen.
Das Forschungsprojekt zeigt auf, wie realistische ökonomische Entwicklungsszenarien und Stressszenarien systematisch in den Prozess der Asset Allocation eingebunden werden können. Weiterhin wird gezeigt, wie investorenspezifische Risikoeinstellungen im Rahmen einer szenariobasierten Allokationsentscheidung Berücksichtigung finden können und welchen Einfluss sie auf die künftige Performance der Anlagestrategie nehmen.
Die Ergebnisse der Studie wurden von Prof. Wiedemann am 7. November auf der Risikomanagement-Konferenz der Union Investment in Mainz einem großen Publikum vorgestellt.
Publikationen:
Die Studie ist auf deutsch und auf englisch für Sie verfügbar (Quelle: Six, Timo; Wiedemann, Arnd: Szenariobasierte Asset Allocation, Edition Risikomanagement 1.12).
Berichterstattung:
Risiko-Manager, Fotonachlese
Union Investment, Schwerpunkt Risikomanagement-Konferenz
Roundtable, Der Weg ist das Ziel - auch beim Risikomanagement
Impressionen:
Prof. Wiedemann stellt die Ergebnisse in Mainz vor