Forschungsgruppe Contract Governance und Contract Negotiation
Am 10. Juni 2016 gründete sich die Forschungsgruppe Contract Governance und Contract Negotiation an der Universität Siegen (Fakultät III). Ziel der Siegener Forschungsgruppe ist es, zu ergründen, wie die Vertragsplanung, die Vertragsverhandlung, der Vertragsinhalt und die Vertragsdurchführung verbessert werden können. Anlass für die Beschäftigung mit dieser Materie sind die auffälligen Schwierigkeiten bei Industrieanlagen und Großbauten im Kosten- und Zeitrahmen zu bleiben und mit Störungen umzugehen. Gerade solche komplexen und dynamischen Verträge mit einer gewissen Dauer bzgl. der Vertragsdurchführung lassen es geboten erscheinen, intensiver als bisher nach Verbesserungsmöglichkeiten im Vertragsrecht zu suchen.
Die Forschungsgruppe startet nicht bei null, sondern stützt sich auf Vorarbeiten und eine längere gedankliche Auseinandersetzung mit der Thematik (Publikationen). Dementsprechend wurden bereits erste Forschungsideen und Forschungshypothesen entwickelt, die Ausgangspunkt der Forschung sein sollen.
Ansatzpunkte zur Verbesserung der Contract Governance gibt es z.B. im Hinblick auf die Berücksichtigung von Erkenntnissen der Behavioral Economics, um durch geeignete Regelungen die Beteiligten zu motivieren, auch in schwierigen Situationen ihr Möglichstes für den Vertragserfolg beizutragen. Die Kooperation, die ganzheitliche Betrachtung und der mittelfristige bis langfristige Erfolg sollten im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen. Auch der Gedanke des „enabling law“, also der Förderfunktion des Rechts für den wirtschaftlichen Erfolg, steht hiermit im Zusammenhang. Gesetzliche Regeln sollten nicht nur unter dem Gesichtspunkt einer Schutzfunktion betrachtet werden, sondern auch im Hinblick auf die Förderung des mit dem Vertrag angestrebten wirtschaftlichen Erfolges. Auch eine Relativierung des „safe harbour“ Gedankens (grundsätzlicher Vorrang des sichersten Weges in Bezug auf Risiken aus juristischer Sicht) und ein Übergang zu einem komplexeren risk management gehören zu den Ideen der Forschungsgruppe. Hinterfragt werden soll die teilweise praktizierte, einseitige Schutzfunktion des Rechtes gegenüber dem Vertrag. Gerade im unternehmerischen Bereich sind vielfältige Interessen zum Ausgleich zu bringen, von denen der Schutzgedanke nur einer von mehreren ist. Aus Sicht der beteiligten Forscher sind auch die Vertragsverhandlungen (Contract Negotiations) samt den ihnen vorausgehenden Planungen in den Optimierungsprozess einzubeziehen und auch der Prozesscharakter von Projekten (von der Vertragsverhandlung bis zur Durchführung) selbst soll mit bedacht werden. Dabei stellt die Vertragsverhandlung einen besonderen Schwerpunkt der Forschungsgruppe dar. Ziel ist es, den großen Forschungsrückstand in Deutschland gegenüber den USA zu verkleinern und durch die Betonung der rechtlichen Aspekte von Vertragsverhandlungen eigene Akzente zu setzen.
Die Forschungsgruppe hat sich außerdem vorgenommen, die dogmatisch-methodische Verankerung der richterlichen und vertraglichen Rechtspraxis zu verbessern. So lassen sich die praktizierten Grenzen der Vertragsstrafe nicht dem Gesetz entnehmen. Dieses für die Contract Governance zentrale Rechtsinstitut bedarf daher z.B. der methodisch-dogmatischen Aufarbeitung. Die Forschungsgruppe wird bei ihren Überlegungen streng zwischen dem lege lata dogmatisch-methodisch zu Rechtfertigenden und dem de lege ferenda Wünschenswerten unterscheiden. Es erfolgt eine primäre Fokussierung auf das deutsche Recht. Rechtsvergleichende Anregungen sowohl hinsichtlich genereller Denkweisen, spezieller Vertragsmodelle wie das Alliancing oder auch einzelne Lösungsideen sollen jedoch denen ihnen angemessenen hohen Stellenwert erhalten.
Die Siegener Forschungsgruppe stellt Ihnen auf dieser Seite ihre Forschungsergebnisse vor (Publikationen). Neben der Veröffentlichung unserer Forschungsergebnisse streben wir eine fruchtbare Diskussion an, die z.B. durch interne sowie externe Vorträge und Workshops gefördert werden soll (Events).
Außerdem soll auf neue Forschungsprojekte aufmerksam gemacht werden. Die Forschungsgruppe ist dabei offen für nationale und internationale Kooperationen und interdisziplinäre Zusammenarbeit und wird diese auch aktiv anstreben. Der Austausch mit der Praxis ist uns ebenfalls wichtig, denn Ziel ist es, praktisch verwertbare Erkenntnisse zu erzielen.
Die Siegener Forschungsgruppe fördert insbesondere auch die Arbeiten junger Forscher, unter anderem durch die intensive Betreuung von Doktorarbeiten und einem aktiven Austausch der Doktoranden untereinander.
Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen, Ihre Erkenntnisse und Erfahrungen auf unserem Blog zu veröffentlichen.
Wir freuen uns auf einen interessanten Austausch mit Ihnen!
Aktuelle Projekte
- Dynamic Pricing
- Listige Täuschungen bei Vertragsverhandlungen