Antrittsvorlesung von apl. Prof. Dr. Niko Paech und apl. Prof. Dr. Dr. Helge Peukert
Am 12. Juni 2018 fand um 18 Uhr die Antrittsvorlesung von apl. Prof. Dr. Niko Paech und apl. Prof. Dr. Dr. Helge Peukert in Raum US-F 103 statt.
Nach der Begrüßung durch den Dekan, Herrn Universitätsprofessor Dr. Volker Wulf, stellte apl. Prof. Dr. Dr. Helge Peukert in seiner Antrittsvorlesung die Frage „Warum Plurale Ökonomik?“. Zur Beantwortung der Frage stellte er Ergebnisse eines Forschungsprojektes zu den vorherrschenden mikro- und makroökonomischen Lehrbüchern vor. Der Befund fiel ernüchternd aus: in Mikrolehrbüchern werden recht beliebige Kurvenverläufe unterstellt, eine ideale Konkurrenzwirtschaft ausgemalt usw. In makroökonomischen Lehrbüchern werden eine Synthese (New Consensus Macroeconomics) kaum vereinbarer - aber marktaffiner - Denkschulen vorgestellt und die daraus resultierenden Konfusionen am Beispiel der Phillips-Kurven erläutert. Weder in den mikro- noch in den makroökonomischen Lehrbüchern werden zudem nicht zum Mainstream zählende Theoriegebäude (Postkeynesianismus, Sozioökonomie usw.) völlig außer Acht gelassen. Er wies dann auf deutschsprachige und angelsächsische Lehrbücher hin, die zwar die traditionellen Lehrinhalte vermitteln, die genannten Schwächen und Einseitigkeiten aber nicht aufweisen. Er endete mit einem kurzen Überblick über Grundbausteine pluraler Ansätze, die als Ergänzung zur vorherrschenden Lehre und Forschung in den Wirtschaftswissenschaften dienen können.
Im Anschluss ging apl. Prof. Dr. Niko Paech in seiner Antrittsvorlesung auf den Zusammenhang zwischen Pluraler Ökonomik und wachstumskritischer Nachhaltigkeitsforschung ein. Es wurden methodische und konzeptionelle Grundlagen der Pluralen Ökonomik gekennzeichnet, um diese sodann auf die Postwachstumsökonomik, eine spezifische Ausformung wachstumskritischer Forschung und Lehre anzuwenden. Nach einer dogmenhistorischen Rekapitulation wachstumskritischer Beiträge wurde exemplarisch am Beispiel des ökonomischen Effizienzbegriffs die Methode der Dekonstruktion vorgeführt. Als Fazit ergab sich, dass zu den relevanten Wachstumsgrenzen auch solche der mangelnden Legitimierbarkeit des zeitgenössischen Konsum- und Mobilitätswohlstandes zählen. Vermeintliche Effizienzfortschritte kraft menschlicher Arbeit oder Kreativität, auf deren Basis die Akzeptanz des Güterwohlstands gerechtfertigt wird, erweisen sich demnach als ökologische Plünderung. Dies impliziert indes keine Abstinenz von moderner Industrieproduktion, wohl aber deren Dosierung und selektive Anwendung.