Infrastrukturen, infrastrukturelle Zusammenarbeit und die Kontinuität in der europäischen Integration: Der Europäische Post und Fernmeldeverein (1942-1944)
AFN-DFG (deutsch-französisches Kooperationsprojekt der Universitäten Siegen, Düsseldorf und Paris-Sorbonne)
Projektleitung
PD Dr. Christian Henrich-Franke
Förderung durch
EUROPTT
Förderzeitraum
seit 2016
Projektbeschreibung
Die historische Forschung geht bisher von der These aus, dass der Zweite Weltkrieg in der Geschichte der europäischen Integration eine Zäsur darstellt. Wenngleich der europäische Integrationsprozess immer öfter in kontinuierliche Entwicklungen seit dem 19. Jahrhundert eingebettet wird, verbleibt der Krieg im Narrativ der Forschung eine Zäsur. Dies möchte das vorliegende Projekt kritisch hinterfragen, indem es die Zusammenarbeit der europäischen Staaten bei der Regulierung grenzüberschreitender Infrastrukturnetze während des Zweiten Weltkriegs untersucht und in die langfristigen Entwicklungen einbettet.
Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Europäischen Post und Fernmeldeverein gelegt. Diese 1942 auf eine deutsch-italienische Initiative hin gegründete internationale Organisation mit breiter europäischer Mitgliederbasis arbeitete nicht nur zwei Jahre recht stabil, sondern wies vielfältigen Kontinuitäten zu Entwicklungen vor 1939 und nach 1945 auf. Die deutsch-französischen Beziehungen spielten in diesem Kontext eine Schlüsselrolle, weil sich das Wechselspiel von Kooperation, Kollaboration und Konkurrenz zwischen beiden Staaten als ein entscheidender Motor der einzelnen Integrationsschritte erwies. In drei interdependente Arbeitsbereiche untergliedert – (1) der Europäische Post und Fernmeldeverein im Krieg, (2) die Kontinuitäten, Diskontinuitäten und Zäsuren im Bereich Post und Fernmeldewesen und (3) der Vergleich mit anderen Infrastruktursektoren – vermag das deutsch-französische Projekt zu einer partiellen Neubewertung des europäischen Integrationsprozesses und der deutsch-französischen Beziehungen beizutragen.