2007-09-25: Prof. Schlösser in Cambridge
Siegener Experimente in Cambridge
Cambridge/Siegen. Ökonomie als Fach fristet in der Schule ein Schattendasein – um so wichtiger ist es, die Inhalte besser als bisher rüberzubringen. Professor Schlösser vom Zentrum für ökonomische Bildung in Siegen (ZöBiS) stellte zu diesem Thema in
Cambridge eine neue Methode vor: Experimental Economics – zu deutsch: ökonomische Experimente. Bei der Methode, die aus den Vereinigten Staaten stammt, erschließen sich die Schüler wirtschaftliche Inhalte über Spiele wie speziell angelegte Auktionen und Simulationen. Dabei lernen sie zum Beispiel unterschiedliche Marktformen wie Monopol und Oligopol verstehen, befassen sich mit Kostenkurven und können anhand von Excel-Tabellen Alternativen und deren Auswirkungen durchspielen.
Professor Schlösser testete die neue Lehrmethode gleich selbst in einer seiner Einführungsveranstaltungen an der Uni Siegen: Eine Gruppe unterrichtete er herkömmlich in einer Vorlesung – mit der anderen spielte er die ökonomischen Experimente durch. Das Ergebnis stellte er Anfang September auf der Konferenz „Developments in Economic Education" in Cambridge vor. „Die Diskussion war sehr llebhaft", so Schlösser. „Ich konnte zeigen, dass die Problemlösekompetenz bei der Experimente-Gruppe sehr viel höher war als bei der Kontrollgruppe der Studenten aus der Vorlesung." Doch auch das unerlässliche Faktenwissen litt nicht – beim Lernen von Fachbegriffen schnitt die Experimente-Gruppe annähernd genau so gut ab wie die Kontrollgruppe. Einfacher Grund für den Erfolg der ökonomischen Experimente: „Die Studenten haben selbständig gelernt und waren sehr viel stärker motiviert. Lernen durch Experimente heißt forschendes Lernen, indem man die Lerninhalte selbst entdeckt und nicht trocken vermittelt bekommt.", erklärte Schlösser.
Die Methode der ökonomischen Experimente passt sich so in die handlungsorientierte Ausrichtung der Siegener Lehrerausbildung ein, bei der die
Schüler – statt wie herkömmlich die Lehrer – im Mittelpunkt stehen. Die Lehrerausbildung wird bald gestärkt durch die Kontakte, die Schlösser auf der Konferenz geknüpft hat: Mit den Unis von Staffordshire und Exeter sowie dem Churchill College der Uni Cambridge vereinbarte Schlösser eine Zusammenarbeit, die in gemeinsamen Forschungsvorhaben und Veröffentlichungen münden soll – und das kommt letztlich der Lehrerausbildung an der Uni Siegen zugute.