2014-07-06: Vermittlungsprobleme der Sozialen Marktwirtschaft - Eine Tagung der Jenaer Allianz
Was wissen die Menschen in Deutschland über unsere Wirtschaftsordnung? Wie muss sich Wirtschaftsunterricht an deutschen Schulen und Hochschulen darauf einrichten? Welche Rolle spielen die Medien?
Solche und ähnliche Fragen diskutierten Referenten und Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik bei der Tagung „Vermittlungsprobleme der Sozialen Marktwirtschaft“, die die „Jenaer Allianz zur Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft“ vom 4. bis 6. Juli 2014 in Beetz bei Berlin durchführte.
Grundfrage der Tagung, die vom Zentrum für ökonomische Bildung (ZöBiS) der Universität Siegen und von der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft organisiert wurde, war, wo und wie die Vermittlung von Wissen über unser Wirtschaftssystem verbessert werden kann und muss.
In den Referaten, die die verschiedenen Blickwinkel auf das Problem beleuchteten, wurde immer wieder deutlich, dass in Deutschland das Bewusstsein für die und die Kenntnis der grundlegenden Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft weniger wird. Dr. Thomas Petersen vom Institut für Demoskopie Allensbach untermauerte diese Erkenntnis in seinem Eröffnungsvortrag mit Einsichten aus der Meinungsforschung. In den folgenden Referaten zu den Perspektiven u.a. der Politikberatung, der Medien, der Unternehmer und der Wirtschaftsdidaktik wurde deutlich, dass in Deutschland mehr Wert auf die Vermittlung solcher Grundprinzipien gelegt werden muss, um die Akzeptanz von Wettbewerb und Eigenverantwortung wieder zu stärken. Dr. Susanne Cassel von Econwatch machte beispielsweise darauf aufmerksam, dass es in Deutschland großes Potential für Politikberatung gibt, dafür aber oft die gesellschaftliche Anerkennung fehlt. Wissenschaftler müssten sich entscheiden, ob sie eine wissenschaftliche oder eine Beratungskarriere einschlagen, was den Wissenstransfer von dem einen in den anderen Bereich erschwere. Die Soziale Marktwirtschaft, so der Tenor des Medien-Panels aus Dr. Ursula Weidenfeld (Berlin), Dr. Karen Horn (Friedrich August von Hayek-Stiftung) und Kalle Kappner (Berlin), hat aktuell keine Geschichten zu erzählen, die die Menschen berühren. So lässt man sich zudem die Begriffe aus der Hand nehmen. Ausdrücke wie Soziale Marktwirtschaft, Kapitalismus oder Unternehmer werden deshalb teilweise mit negativen Konnotationen verbunden, die konträr zu ihrer eigentlichen Funktion in einer freien Gesellschaft stehen. Auch in der Wirtschaftsdidaktik finden sich die Vermittlungsprobleme wieder: Es werden im Wirtschaftsunterricht, wo er denn überhaupt stattfindet, viele Einzelprobleme behandelt, aber nicht der Grundbegriff der Sozialen Marktwirtschaft erklärt und in das Wissen darüber eingebettet, dass diese Wirtschafts- und Sozialordnung die Basis für das Wirtschaftswunder und den hohen Wohlstand in Deutschland ist.
Aus lebendigen Diskussionen haben die Teilnehmer für ihre verschiedenen Felder zahlreiche Anregungen mit nach Hause nehmen können, um der notwendigen Vermittlung dessen, was Soziale Marktwirtschaft heute bedeutet, näher zu kommen.