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Den Sachunterricht vernetzen - Perspektiven öffnen

„Den Sachunterricht vernetzen - Perspektiven öffnen": Mit diesem Antrag hat das Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) der Universität Siegen überzeugt. Das nordrheinwestfälische Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung unterstützt mit 2,2 Millionen Euro den weiteren Ausbau der Sachunterrichtsdidaktik und die Integration weiterer grundschulpädagogischer Fachdidaktiken.

Schwerpunkte sind die Themen Nachhaltigkeit, Außerschulische Lernorte und Bildungssprachlicher Wortschatz. Zudem ist ein gemeinsames Doktorandenkolloquium in Planung, um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.


Prof. Dr. Jutta Wiesemann, Direktorin des ZLB (bis 29. Juni 2015), und Projektkoordinator Prof. Dr. Martin Gröger freuen sich über die Möglichkeit, mit dem genehmigten Folgeantrag ihre gemeinsame wissenschaftliche Kooperationen in Forschung und Lehrerbildung fortzuführen. „Von besonderer Bedeutung ist, dass wir nun Kolleginnen und Kollegen über alle Fakultäten hinweg einbeziehen. So wird insbesondere das Thema Nachhaltigkeit auch aus der Perspektive der Biologie, Chemie und Physik, Geschichte, Geografie, Technik, Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften sowie der Philosophie betrachtet“, erklärt Prof. Wiesemann. Am ZöBiS wird die Perspektive der Sozialwissenschaften und der Wirtschaftswissenschaften am Beispiel Konsum erforscht.

Weltweit werden rund 25% aller verfügbaren Nahrungsmittel verschwendet (Schneider 2008). In Deutschland werden rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich weggeworfen, mehr als sechs Milliarden Plastiktüten verbraucht, und ein Smartphone wird durchschnittlich nur noch zwei Jahre benutzt, bevor es als Elektroschrott aussortiert wird. Hinzu kommen sich widersprechende Konsumhaltungen wie „Billigmentalität“ und „Qualitätsdenken“, wobei letzteres in der Realität oft nicht umgesetzt wird (Kompetenzzentrum Verbraucherforschung NRW and KVF NRW).

Angesichts solcher Entwicklungen wird die Bedeutung des Themas „nachhaltiger Konsum“ deutlich. „Nachhaltig“ bezieht sich hier vor allem auf zwei der drei Säulen von Nachhaltigkeit: die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit.

Während sich die ökonomische Nachhaltigkeit vor allem auf zukunftsfähige finanzielle Modelle und auf das effiziente Haushalten mit Ressourcen konzentriert, beschäftigt sich die ökologische Nachhaltigkeit mit dem Schutz der Umwelt, um die Interessen gegenwärtiger und zukünftiger Generationen langfristig zu berücksichtigen und natürliche Ressourcen zu bewahren (UN 2005).

Im Sinne dieser Nachhaltigkeit hat sich in der Literatur der Begriff „sustainable lifestyle“ gebildet.Er bezeichnet Verhaltens- und Konsummuster von Menschen, die Basisbedürfnisse erfüllen, eine bessere Lebensqualität generieren und zugleich den Verbrauch natürlicher Ressourcen und schädliche Emissionen über den Lebenszyklus hinweg minimieren. Ziel ist, den Bedürfnissen zukünftiger Generationen Genüge zu tun (Backhaus et al. 2012).

Konkrete Beispiele für einen nachhaltigen Lebensstils sind die Reduzierung von weggeworfener Lebensmittel, die Vermeidung von Plastikmüll oder das Kaufen regionaler Produkte. Nachhaltige Verhaltens- und Konsummuster können die gesamten Lebensbereiche eines Konsumenten betreffen: seine Handlungen, seinen Besitz und alle Materialen bzw. Produkte, die dazu gehören. Der Begriff Lifestyle beinhaltet außerdem alle zum Konsum gehörenden Entscheidungen und Gewohnheiten und findet nicht nur im Kontext statt, sondern wird auch vom Kontext geprägt (Backhaus et al. 2012). So findet Konsum im Kontext sozialer Beziehungen (etwa der Familien, der Wohngemeinschaft, etc.) und Lebenssituationen statt, die ihrerseits die Kaufentscheidungen und die Gelegenheiten, in denen gekauft, verbraucht oder weggeworfen wird, prägen (Verbraucherzentrale 2016).

Deshalb spielt der der soziale Kontext und die Sozialisierung zum Konsumenten eine besondere Rolle und beeinflusst die Verhaltens- und Konsummuster.  

Untersuchungen zeigen, dass das Handeln im Sinne des nachhaltigen Konsums schon für erwachsene Konsumenten ein komplexes Thema ist, das umfangreiche Kompetenzen und Strategien erfordert (Farr-Wharton, Foth, and Choi 2014; Fuentes 2014). Obwohl bspw. 30% der britischen Konsumenten angeben, sehr besorgt um umweltbezogene Probleme zu sein, schaffen es wenige, entsprechende Handlungen daraus abzuleiten. Für diesen „Attitude-Behaviour-Gap“ gibt es viele Einflussfaktoren wie Einkaufserfahrung, Wissen um umweltbezogene Problemfelder oder die „grünen Wertvorstellungen“ (Young et al. 2010).

Doch wenn es schon für Erwachsene so schwer ist, wie können Kinder dann im Sinne des nachhaltigen Konsums handeln? Wie kann durch entsprechende Erziehung bzw. Kompetenzvermittlung die Attitude-Behaviour-Gap geschlossen werden?

Zentrale Fragen sind: Wie nachhaltig verhalten sich Kinder unterschiedlicher Altersstufen in ihrem Konsumverhalten? Wie nachhaltig können sie sich überhaupt verhalten? Welche Faktoren nehmen auf das Umweltbewusstsein von Kindern Einfluss? Wie tragen Eltern, Lehrer, Peers zur Änderung des Verhaltens bei?

Am  5. und 6. Oktober 2017 findet an der Universität Siegen die Tagung "Orte und Räume der Generationenvermittlung - Außerschulisches Lernen von Kindern" statt. (Flyer herunterladen)

Der Tagungsband zur ersten Konferenz finden Sie hier

Einen Überblick zum gesamten Projekt finden Sie unter www.sachunterricht-vernetzen.de


References

  • Backhaus, Julia, Sylvia Breukers, Oksana Mont, Mia Paukovic, and Ruth Mourik (2012), “Sustainable Lifestyles: today's facts and tomorrow's trends. D1.1_Baseline_Report,” UNEP/Wuppertal Institute Collaborating; Centre on Sustainable Consumption and Production.

  • Farr-Wharton, Geremy, Marcus Foth, and Jaz H.-J. Choi (2014), “Identifying factors that promote consumer behaviours causing expired domestic food waste,” Journal of Consumer Behaviour, 13 (6), 393–402.

  • Fuentes, Christian (2014), “Managing green complexities: consumers' strategies and techniques for greener shopping,” International Journal of Consumer Studies, 38 (5), 485–492.

  • Kompetenzzentrum Verbraucherforschung NRW und KVF NRW, Pack ein, schmeiß‘ weg? Wegwerfkultur und Wertschätzung von Konsumgütern. Thesenpapier.

  • UN (2005), UN 60/1. 2005 World Summit Outcome (accessed February 12, 2016), [available at http://www.un.org/womenwatch/ods/A-RES-60-1-E.pdf].

  • Verbraucherzentrale (2016), “Geschlossener Call: "Pack ein, schmeiß‘ weg"? Wegwerfkultur und Wertschätzung von Konsumgütern - Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen,” (accessed February 11, 2016), [available at https://www.verbraucherzentrale.nrw/kvf-ws8-cfp].

  • Young, William, Kumju Hwang, Seonaidh McDonald, and Caroline J. Oates (2010), “Sustainable consumption: green consumer behaviour when purchasing products,” Sustainable Development, 18 (1), 20–31.

 
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